Weiblich, ledig, Mutter sucht …

Bei der Partnersuche geht es eigentlich nur um eines: dass sich zwei Menschen finden und verlieben. Doch was, wenn dabei noch ein dritter, vierter oder gar fünfter im Spiel ist? Von der Partnersuche mit Kind ...

„Eine Frau mit Kind – das tut sich doch niemand an!“ – „Als allein erziehender Single mit Kind(ern) kann man sein Liebesleben erst mal vergessen – zumindest bis der Nachwuchs volljährig ist.“ Sätze wie diese hat jeder schon einmal gehört. Ausgesprochen werden sie meist von den Alleinerziehenden selbst, die nach einer Trennung erst gar nicht mehr den Versuch unternehmen, einen neuen Partner zu finden. Doch bei genauem Hinsehen erweisen sich solche Aussagen schnell als Vorurteile, die sich leicht statistisch widerlegen lassen: Laut einer Befragung der Zeitschrift „Familie und Co“ etwa stellt für immerhin 92 Prozent aller Männer ein Kind alles andere als eine Hürde dar – sie finden es eher angenehm, gleich „eine Familie mitgeliefert“ zu bekommen. Glaubt man den Ergebnissen der Befragung, landen 40 Prozent dieser Beziehungen sogar vor dem Traualtar.

Keine Minderwertigkeitskomplexe!

Nach den Erfahrungen von Parship-Psychologin Nicole Schiller sind bei Alleinerziehenden auf Partnersuche so auch weniger praktische Tipps vonnöten als vielmehr Zuspruch und Motivation. Vor allem jüngere Mütter resignierten ihrer Ansicht nach zu schnell: „Statt ihre Familiensituation als Manko zu begreifen, sollten sie lieber selbstbewusst und offensiv damit umgehen“, meint Schiller. Minderwertigkeitskomplexe seien schon deshalb fehl am Platz, weil es genügend Menschen gebe, die gezielt gerade nach einem Partner mit Kind suchten – entweder, weil sie selbst Kinder haben und sich Verständnis für ihre Situation erhoffen, oder weil sie Kinderlosen schlichtweg weniger soziale Kompetenzen zuschreiben. „Alleinerziehende sind alles andere als ‚Kandidaten zweiter Klasse'“, so Schiller. Letztlich, so die Psychologin, laufe hier – wie bei allen anderen auch – alles auf die Binsenweisheit hinaus: Zu jedem Topf gibt es auch den passenden Deckel!

Ersatzvater gesucht?

Trotzdem fangen für viele Väter und Mütter auf Online-Partnersuche die Probleme schon bei der Selbstbeschreibung an: Wie stelle ich meine Familiensituation dar, ohne gleich einen Großteil der möglichen Interessenten zu vergraulen? Sicher gibt es dabei auch ein Zuviel an Offenheit: Aussagen wie „Vier Kinder und zwei Hunde suchen einen neuen Papa!“ oder „Nachdem sich meine Frau aus dem Staub gemacht hat, suche ich eine neue Mutter für unsere Drillinge“ mögen zwar der Wahrheit entsprechen, überfahren das Gegenüber aber leicht mit überzogenen Ansprüchen. Nicole Schiller rät deshalb, sich zunächst einmal selbst zu befragen: Was will ich eigentlich – eine(n) Ersatzvater/-mutter für meine Kinder oder einen Partner? In den meisten Fällen, so Schiller, kommt dabei heraus, dass einfach ein Partner gesucht wird, der die eigenen Lebensumstände akzeptiert – nicht etwa jemand, der auch gleich Verantwortung dafür übernimmt. Die Psychologin empfiehlt deshalb, einfach Gefühle oder schlicht seinen Alltag zu beschreiben: „Meine Kinder sind für mich das Wichtigste!“, „Die Wochenenden verbringe ich oft mit meiner 13-jährigen Tochter!“ Das macht dem Leser klar, worauf er sich einlassen würde – ohne ihm allerdings das Gefühl zu vermitteln, demnächst Adoptionspapiere unterschreiben zu müssen.

Wie sag ich’s meinem Kinde?

Mindestens genauso wichtig wie die richtige Ansprache potenzieller Partner ist es, den eigenen Nachwuchs auf die neue Situation und eventuell auf möglichen „Familienzuwachs“ vorzubereiten. Es empfiehlt sich, gerade etwas ältere, verständigere Kinder schon in der Phase der Partnersuche mit einzubeziehen: Sie sollten zumindest wissen, dass ihre Mama oder ihr Papa sich nach einem neuen Partner umsieht. Wird das Ganze später tatsächlich real, ist so schon eine Menge Konfliktpotenzial verpufft und es fällt dem Nachwuchs schwerer, Eifersuchtsgefühle auf den neuen Partner zu lenken. Generell gilt: Je kürzer die Trennung vom anderen Elternteil zurückliegt, desto mehr Fingerspitzengefühl ist gefragt. Schließlich provozieren solche Offenbarungen geradezu den kindlichen Widerspruch: „Ich habe doch schon einen Vater/eine Mutter, eine(n) andere(n) brauche ich nicht!“ Zudem werden besonders von kleineren Kindern Veränderungen ihrer Welt oftmals als per se als bedrohlich empfunden – bedeuten sie doch, dass der jeweilige Elternteil vielleicht weniger Zeit für sie haben wird oder sie schlicht nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Versuchen Sie deshalb nicht, einen neuen Partner oder auch nur die Idee der Partnersuche anzupreisen. Erwarten Sie auch nicht, dass Ihr Kind begeistert davon ist. Machen Sie aber klar, wie wichtig es Ihnen ist, einen Partner zu finden – und dass das keinesfalls die Liebe zu Ihrem Kind einschränken wird bzw. Sie in Zukunft auch nicht weniger Zeit mit ihm verbringen werden.

Und dann?

Haben Sie tatsächlich einen hoffnungsvollen Kandidaten gefunden, stellt sich irgendwann die Frage: Wann und wie stelle ich ihn meinen Kindern vor? Dafür gibt es natürlich keine festen Regeln. Spätestens, wenn Sie das Gefühl haben, dass sich aus dem Flirt „etwas Ernstes“ und vor allem Langfristiges entwickelt, ist es auch Zeit, die Kinder mit einzubeziehen. Falls Ihr neuer Freund/Ihre neue Freundin dabei kein gesteigertes Interesse an Ihrem Nachwuchs zeigt: Erzwingen Sie nichts. Warten Sie erst einmal ab und gestehen Sie ihm oder ihr ruhig etwas Zeit zu, sich an die Situation zu gewöhnen. Für das erste Treffen empfehlen Experten dann „neutralen Boden“ – eine Eisdiele, ein Schwimmbad oder Museum –, damit niemand sich als Eindringling fühlen muss. Auch wenn der oder die Neue nicht sofort mit Ihrem Kind warm wird: Haben Sie einfach Geduld und machen Sie mit sanfter Konsequenz deutlich, wie wichtig Ihnen ein friedlicher und freundschaftlicher Umgang miteinander ist. Schließlich wird irgendwann auch Ihr Kind feststellen: Glückliche Eltern sind allemal besser als unzufriedene.

Quelle: Andreas Udluft/PARSHIP

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